Rezensionen zu Ausgabe 5

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Randolph C. auf Amazon, 14. Juni 2015

Sagenhaft guter Stoff für Augen und Gehirnzellen

Auch die mittlerweile fünfte Ausgabe des anspruchsvollen Phantastik-Magazins aus Österreich erfreut den geneigten Leser mit sagenhaft gutem Stoff für Augen und Gehirnzellen, womit der Wonnemonat Mai doch noch gerettet werden konnte. Beim Eurovision Song Contest losten wir ja mit null Punkten leider (und unverdientermaßen) gehörig ab, aber aufs „Visionarium“ ist halt Verlaß! Denn dieses räumt in souveräner Manier einmal mehr die Höchstpunktezahl ab. Und zwar mit folgenden Inhalten auf 172 Seiten:

In Jeff Strands aberwitziger Kurzgeschichte „Bad Bratwurst“ muß der arme, unter Kundenschwund leidende Wurstladenbesitzer Klaus gegen die Verlockung ankämpfen, seine traditionellen Bratwürste aus leckerem Menschenfleisch herzustellen. Das ist nicht leicht, wo doch die Nachfrage angeblich so groß ist und sich die Umstände gegen ihn verschworen zu haben scheinen. In „Bad Bratwurst“ erklimmt der Autor luftige Höhen des bitterbösen, pechschwarzen Humors, als unser Held mit immer grotesker werdenden Situationen konfrontiert wird. Das Ergebnis ist eine derbe, urkomische, jedoch immens schmackhafte Story, die man so schnell nicht vergißt.

Da kann R. C. Doege mit seiner Geschichte „Leere Häuser“ nicht ganz mithalten, obwohl sie ebenfalls sehr gut ist. Just an seinem siebenunddreißigsten Geburtstag schwappt eine Art Midlife-Crisis über den Protagonisten hinweg und Erinnerungen an längst vergangene Zeiten prasseln auf ihn nieder. Aber warum fühlen sich diese nur so ungemein lebendig und echt an? Diese Story fasziniert mit ihrer ungewöhnlichen Struktur, der wehmütigen Stimmung und dem mysteriösen Ende, das einen so verwirrt wie beunruhigt zurückläßt.

Den grandiosen Abschluß bildet Paul Finchs Beitrag „Tok“. In einer Wohnsiedlung geschehen Nacht für Nacht grausame Morde. Aus Sorge um seine dort lebende Mutter reist Don mit seiner Frau Bernadette an, nicht ahnend, daß er diese damit in große Gefahr bringt. Im Grunde ist „Tok“ eine klassische Gruselgeschichte, die Finch geschickt in die heutige Zeit transferiert hat. Aberglaube, exotische Gottheiten, soziale Problematiken und Rachegelüste vermischen sich zu einem unheimlichen Leseerlebnis, welches unaufhaltsam seinem Höhepunkt zusteuert.

Neben diesen drei Kurzgeschichten weiß auch der sekundärliterarische Teil einmal mehr zu überzeugen. Das Interview mit dem Schriftsteller Thomas Ballhausen (der als Zugabe gleich die kleine aber feine Erzählung „Kleine Zeichenkunde“ beisteuerte) vermittelt interessante Einblicke in seine Schreibtechnik. Dr. Nachtstrom referiert in seinem Essay „Zwischen Realität und Fiktion“ über Schlafstörungen, Perry Rhodan und Raumschiff Enterprise, bevor er schließlich Carlos Castaneda und Robert Monroe näher beleuchtet. Und Bernhard Reicher fördert in seinem ausführlichen Gespräch mit einem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter, der nach einem fatalen Motorradunfall einen Monat im Koma lag, so erstaunliche wie außergewöhnliche Informationen über Ausbildung, Techniken sowie dessen Nahtoderlebnis und sein Leben danach zu Tage. Ob man diesen Schilderungen jetzt Glauben schenkt oder nicht, faszinierend ist das lockere Gespräch allemal. Und die gewohnt tollen Illustrationen sowie die sympathische und informative Vorstellung der am Magazin Beteiligten muß man ebenfalls nicht missen. Was sich hinter dem famos gestalteten, schaurig-schönen Cover versteckt, ist einmal mehr allererste Sahne und somit wärmstens zu empfehlen.

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